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Wenn es lieblich vom Goldberg tönt

Seit fast 30 Jahren baut Matthias Lauer Alphörner - 150 Stunden benötigt er für ein Instrument

Von INGRID BELL, Trierischer Volksfreund

BIRRESBORN. Nach Allgäuer und Schweizer Vorbild baut Matthias Lauer aus Birresborn seit fast 30 Jahren Alphörner. Jetzt kommt er ins Fernsehen.

Im Urlaub fing alles an, erinnert sich Matthias Lauer: "Da habe ich zum ersten Mal auf einem Alphorn geblasen." Musik lag dem in Irsch (Kreis Saarburg) Geborenen schon immer im Blut: Er beherrscht verschiedene Blechinstrumente und war lange Jahre im Musikverein aktiv, zeitweise als dessen Leiter.

Heute spielt Lauer noch mit Begeisterung in der Kasselburger Parforce-Hornbläser-Gruppe mit und bläst im Alphorn-Trio mit. Selbstverständlich stammen alle Hörner aus seiner Werkstatt.

Klingen auch in der Eifel gut

Der Beruf brachte Lauer vor vielen Jahren nach Birresborn. Dort lernte er seine Frau kennen und blieb. Sein Hobby machte ihn weit über die Dorfgrenzen hinaus bekannt. Denn üblich ist es nicht, dass in der Eifel Alphörner gebaut werden. Dennoch ist Lauer überzeugt: "Der Klang der Alphörner kommt auch in der schönen Eifellandschaft voll zu Geltung."
War das Alphorn früher eine Art Standesinstrument der Hirten und überall dort anzutreffen, wo diese in Gebirgsregionen und Hochtälern ihre Herden betreuten, so ist es heute eine Attraktion für Urlauber, die in die Bergwelt kommen. Früher diente das Alphorn als Ruf- und Verständigungsinstrument, heute mehr als Mittel zur Brauchtumspflege und eben als zusätzliches "Bonbon" für Touristen.

Anfang 1972 begann Matthias Lauer, sich mit der Herstellung dieser Musikinstrumente zu befassen. Nach vielen Versuchen gelang es ihm 1975, stimm- und obertonreine Instrumente herzustellen. Der Alphorn-Bau ist für den Heimwerker zum zeitintensiven Hobby geworden. So rechnet er mit rund 150 Stunden Arbeit bis zur Fertigstellung eines Instrumentes. Spezialisiert hat sich Lauer auf die F-Stimmung, denn diese Tonart hat sich als beliebteste bei Alphörnern eingebürgert.

Lauer: "Wichtig ist es beim Zusammenspiel mehrerer Hörner, dass die Tonart übereinstimmt."

Für die F-Stimmung benötigt Lauer eine Gesamtlänge des Horns von 3,62 Metern.

Mittlerweile verwendet der erfahrene Handwerker Zwetschgen- oder Kirschbaumholz (ursprünglich Tanne oder Bergkiefer) für die Herstellung der Instrumente, denn, und das ist wichtig: "Enge Jahresringe sind erforderlich wegen der dünnen Rohrwandung der Instrumente von drei bis vier Millimetern", erklärt Lauer.


Der Stamm wird der Länge nach durchgesägt, ausgehöhlt und dann wieder zusammengeleimt. Ein auf diese Weise ausgehöhlter Baumstamm von drei bis vier Metern Länge wiegt dann nur noch wenige Pfund.
Die Kunst bei der Herstellung eines Alphorns besteht darin, die beiden Stammhälften so auszuhöhlen, dass sie genau aufeinander passen.

Länge und Form der Bohrung seien ausschlaggebend für die Klangfarbe und Tonart, erklärt Lauer. Aus drei Teilen setzt Lauer seine Hörner zusammen: Rohrstück, Trichter und Trichterrand.

Auf Weihnachtsmärkten unterwegs

Gut bestückt mit den selbstgebauten Instrumenten treten die Birresborner Alphornbläser regelmäßig bei Veranstaltungen auf. Mit von der Partie sind Josef Ganser und Norbert Weber. Bald wird man ihnen wieder auf den verschiedensten Weihnachtsmärkten zuhören können.
Doch bis man so gut spielen kann, ist viel Üben angesagt. Einmal pro Woche proben die Birresborner auf dem nahen Goldberg. Dann kann der ganze Ort den Alphornklängen lauschen. Meist sind das alte Volksweisen wie etwa "Am Brunnen vor dem Tore" oder "Kein schöner Land in dieser Zeit".

Jedes Jahr reist die Truppe zudem ins Allgäu zum Alphorntreffen. Lauer: "Im vergangenen Jahr wurden wir geehrt, weil wir zehn Jahre dabei waren."

Ein Fernsehteam des SWR, das in Birresborn Station machte, schaute auch Alphornbauer Matthias Lauer bei der Arbeit zu. Die Sendung wird am Montag, 29. November, in der Zeit von 18.05 Uhr bis 18.15 Uhr im 3. Programm des SWR ausgestrahlt.

Kontext
Datum 27.11.1999
Quelle Quelle: Trierischer Volksfreund
Vereine Alphornbläsergruppe
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