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Beim Einkaufsbummel in Trier leckte er Blut

Gerade ist er vom ersten Teil der Olympia-Qualifikation in der chinesischen Multi-Millionen-Metropole Shanghai zurückgekehrt, schon hat BMX-Freestyler Tom Clemens aus dem Vulkaneifel-Dorf Birresborn den nächsten großen Wettkampf im Visier.

Warum es für ihn im Reich der Mitte nicht lief, inwiefern sich die Trainingsbedingen in seiner Heimat künftig enorm verbessern und wie er ursprünglich zu diesem spektakulären Zweiradsport kam, verrät der 18-Jährige im Gespräch mit dem TV.

Von Andreas Arens

BIRRESBORN | Die kleine Hoffnung, noch auf den Olympia-Zug nach Paris aufzuspringen, scheint dahin zu sein: Bei den Wettkämpfen vergangene Woche in Shanghai schied Tom Clemens bereits in der Qualifikation aus. „Im Training ging mir das Hinterrad kaputt. Ich fuhr deshalb mit einem Ersatz. Dann habe ich ein paar unnötige Sachen gemacht und bin gestürzt“, berichtet der in Birresborn im Vulkaneifelkreis lebende BMX-Radsportler. Der zweite Teil der Olympia-Qualifikation findet nun vom 20. bis 23. Juni in Budapest statt. In der ungarischen Metropole werden sechs Plätze vergeben. „Mit dem Handicap von Shanghai ist das eigentlich nicht mehr zu schaffen“, weiß Toms Vater Guido, der den 18-Jährigen voll unterstützt und auch Vorsitzender des Birresborner BMX-Radsportvereins Woodstyle ist. Kurz vor dem Auftritt in China war es noch um einiges besser für seinen Filius gelaufen. Beim Weltcup im südfranzösischen Montpellier sprang ein starker 16. Platz heraus.

Clemens senior versucht, die Verhältnisse zurechtzurücken: „Die BMX-Weltspitze setzt sich aus 23 Top-Profis und einem jungen Burschen aus der Eifel, der fünf Monate im Jahr wetterbedingt nicht vernünftig trainieren kann, zusammen.“

Um die Bedingungen vor Ort im 1200-Seelen-Dorf an der Kyll zu verbessern, und damit Topfahrer wie Tom Clemens nicht fast Wochenende für Wochenende zum Trainieren ins niederländische Eindhoven fahren zu müssen, legt sich der Verein Woodstyle derzeit mächtig ins Zeug. Bis Ende des Jahres, so die Prognose von Guido Clemens, soll die BMX-Halle in unmittelbarer Nachbarschaft zum bestehenden Parcours fertig sein. Seit Februar läuft das Projekt am offiziell zertifizierten Landesstützpunkt. Das Fundament ist gegossen, die Wände stehen, das Dach liegt schon drauf. Eine Viertelmillion Euro kostet das Ganze. Durch öffentliche Zuschüsse und Sponsoren sei diese Summe gedeckt, so Clemens.

Sein Sohn, aber genauso viele weitere BMX-Fahrer, sollen von den künftig ganzjährigen Trainingsmöglichkeiten profitieren. Waghalsige Sprünge mit all den Drehungen in der Luft auf zwei Rädern hinzulegen: Das ist die Leidenschaft von 34 Fahrerinnen und Fahrern des Birresborner Clubs, der nach Angaben seines Vorsitzenden „nicht nur die Förderung der Toptalente zum Ziel hat, sondern für jeden da ist, dem der BMX-Sport Spaß bereitet“.

Einige besonders Begabte wie etwa die beiden, bereits bei den Herren startenden Zwölfjährigen Sebastian Rölen und Gustav Molitor stechen aber ebenso heraus, wie Fabian Müller (20), Lars Kindermann (16) und Toni Neunkirchen (15), der zuletzt monatelang verletzt war, nun aber zurück zu alter Stärke zu finden scheint.

Der Sturz von Clemens junior in Shanghai hatte indes keine körperlichen Folgen. Trotz des frühen Ausscheidens war die Reise ins Reich der Mitte ein Erlebnis für ihn. Sich mit den BMX-Freestyle-Assen des Kontinents messen zu können, ist für den Teenager aus der Vulkaneifel immer wieder eine Herausforderung. Zudem reichte die Zeit während des einwöchigen Aufenthalts auch zu ein paar Rundgängen durch die mit rund 27 Millionen größte Stadt Chinas. Diese nahm Clemens als „sehr grün“ wahr. Die Wettbewerbe seien top organisiert gewesen.

Das Abitur hat er mittlerweile in der Tasche. Ab Herbst ist ein Fernstudium in Sportwissenschaften geplant. Aktuell ordnet der amtierende Dritte der Deutschen Meisterschaften vieles seinem Traum unter, einmal bei Olympia dabei zu sein – wenn nicht doch noch in Paris, dann aber in vier Jahren, wenn die Spiele in Los Angeles stattfinden.

Wie alles anfing, weiß Clemens noch ganz genau: Vor etwa zehn Jahren weilte er mit seinen Eltern zum Einkaufsbummel in Trier. „Da habe ich ein Plakat für einen BMX-Wettbewerb gesehen und war neugierig.“ Mit seiner Familie besuchte er dann die Veranstaltung und leckte Blut. Schon bald hat te er sein eigenes BMX-Rad und fuhr mit seinen Freunden in der Dorfmitte über kleine, selbst angefertigte Rampen.

Papa Guido legte Hand an, als es darum ging, einen BMX-Park zu bauen. Mit der Halle ist nun der nächste Meilenstein erreicht, und sie erhöht noch einmal die Chancen, dass es der „junge Bursche aus der Eifel“ eines Tages wirklich bis auf die olympische Bühne schafft.

Kontext
Datum 23.05.2024
Quelle Quelle: Trierischer Volksfreund
Vereine Woodstyle e.V. (BMX Kids Birresbon)
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