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Eifelgemeinde mit Herz
Das neuerliche Unwetter in der Eifel am Montag, der Schaden - und was man selbst tun kann, um Schlimmeres zu verhindern.
Von Fritz-Peter Linden
Schönecken/Birresborn Es war fast schon eine zynische Beinah-Gleichzeitigkeit der Ereignisse. Der Klimaforscher Mojib Latif, prominentester Gastredner bei der Feier für die Eifel-Pipeline am Montag, hatte es gerade noch einmal erklärt: Warum durch fortgesetzte Erderwärmung zwei Dinge in dieser und den nächsten Zeiten öfter eintreten.
Nämlich: Längere Hitze- und Trockenphasen (weil infolge der Erwärmung mehr Wasser verdunstet). Und das genaue Gegenteil davon: Mehr Wasser von oben, heftigere Regenfälle bei Unwetterlagen (weil die warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnimmt, die dann irgendwann wieder runterkommt). Paradox. Aber Physik. Und mit der, sagte Latif, könne man nicht verhandeln.
Genau die erwähnte Unwetterlage trat dann kurz darauf ein: Am frühen Nachmittag verfinsterte sich der Himmel im Prümer Land und in der Vulkaneifel. Es schepperte. Und dann kamen die Regengüsse wie aus riesigen Schleusen. Allein die Wehren der Verbandsgemeinde (VG) Gerolstein wurden zwischen 14 Uhr und 15.30 Uhr zu sechs Einsätzen rund um die Stadt gerufen: Keller vollgelaufen, Hangrutsch, Land unter.
Am stärksten getroffen wurde Birresborn. Ortsbürgermeisterin Christiane Stahl bestätigt am Tag danach, dass in etlichen Häusern die Keller geflutet wurden - viele davon zum wiederholten Mal.
Von alteingesessenen Birresbornern habe sie gehört: "So was gab es vorher in dem Ausmaß nicht", sagt Christiane Stahl. "Es kam so viel Wasser von den Hängen, es ist unfassbar, was da geflossen ist."
Erschwerend kam bei der plötzlichen Menge noch hinzu, ergänzt die Bürgermeisterin, "dass es die Kanäle nicht mehr geschafft haben". Dadurch sei das Wasser dann zusätzlich in die Häuser gedrückt worden. Und: "Es waren richtig gewaltige Donnerschläge, sodass viele erschrocken sind. Die Wetterlage hat sich hier bei uns im Tal gehalten, weil zu wenig Wind war."
Im Prümer Land erwischte es hauptsächlich Schönecken, als sich eine Sturzflut von den Hängen herab durch den Burgflecken ergoss. "Es waren zwei kurze, aber heftige Regenschauer", sagt der Schönecker Wehrführer Florian Spoo. "Das Wasser ist gekommen und dann wieder gegangen."
Und wieder: Straße und Keller unter Wasser. Und Stromausfall im Seniorenzentrum. Insgesamt, sagt Spoo, seien es am Montag 35 bis 40 Einsätze gewesen, "alles allein in Schönecken". Zwar hört man von den Einsatzkräften, dass es nicht ganz so gravierend wie bei früheren Fluten gewesen sei, erst recht nicht im Vergleich zur Katastrophe vom Juli 2021.
Aber immer noch schlimm genug für alle, die das Wasser in ihren Häusern hatten. Und eben: schon wieder. Das sogenannte Starkregenereignis scheint zur Gewohnheit zu werden - siehe oben.
Jürgen Larisch, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur (BKI) des Eifelkreises Bitburg-Prüm, war am Montag ebenfalls in Schönecken: Als er den Schauplatz des neuerlichen Starkregens verließ, seien die Wehren noch an einigen Stellen helfend unterwegs gewesen, sagt er.
Und ergänzt mit einem durchaus typischen, aber eben auch richtigen BKI-Satz: "Der Zusammenhalt der sogenannten Blaulichtfamilie hat hervorragend funktioniert." Stimmt: Mit dabei waren die Wehren Schönecken, Hersdorf, Wallersheim. Fleringen, Weinsheim, Feuerscheid, Schwirzheim und Prüm, in der Einsatzzentrale unterstützt von Bitburg, plus die Wehrleitung der VG, der BKI mit Stellvertreter, die Polizei Prüm - und das DRK Prüm, das die Einsatzkräfte mit Verpflegung versorgte. Alles in Allem rund 100 Menschen. Außerdem, sagt Florian Spoo, halfen ortsansässige Firmen mit Kehr- und anderen Maschinen, um die Straßen zu reinigen.
Die Wehren und weiteren Hilfsorganisationen, sagt Larisch, "helfen gern". Daran bestehe kein Zweifel. Allerdings könne man tatsächlich in solchen Lagen "nicht jedem und nicht sofort" zur Seite stehen, "das würden wir gar nicht schaffen".
Sein Appell an Bürger und Hauseigentümerinnen: So viel wie möglich selbst tun, um die Schäden möglichst gering zu halten und nicht auf Gedeih und Verderb auf die Retter angewiesen zu sein. Wenn man den Keller öfter unter Wasser stehen habe, könne man sich zum Beispiel im Baumarkt eine kleine Pumpe besorgen - damit man nicht warten müsse, bis die Helfer kommen und das übernehmen.
Mit Schaltafeln und Holzbohlen, ergänzt er, sei ebenfalls Schlimmeres zu verhindern, indem man sie beispielsweise vor Haus und Garage platziere: "Da kommt dann zwar immer noch ein bisschen Wasser durch, aber der große Dreck bleibt daran hängen."
Nein, er wolle jetzt nicht als Schulmeister auftreten, ergänzt der BKI. Wie gesagt: Sie helfen ja gern. Aber wenn jemand zum Beispiel Laub und Dreck in den Straßeneinlauf kehre und diesen damit verstopfe, "das rächt sich dann". Kurz: "Jeder kann versuchen, seins beizutragen", sagt Jürgen Larisch. Und damit hat er recht.
Linden, Fritz-Peter
Datum | 04.09.2024 |
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Quelle | Quelle: Trierischer Volksfreund |
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